Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
SDW - KV Bottrop e.V.

AWO-Familienzentrum

 „Hand-in-Hand“

 

Seit 2018 ist das AWO-Familienzentrum „Hand in Hand“ unser Partner im KITA-Bereich. Durch die Anregung von Frau Steffi Holzhauser, einer staatlich zertifizierten Naturerzieherin, und die weitreichende Unterstützung der Einrichtungsleiterin, Frau Claudia Wetzke, erstellte das KITA-Team ein Konzept, wie das Waldpädagogische Zentrum für den Erfahrungsbereich zu nutzen sei.


Auszüge aus der Konzeption zum Schwerpunkt Wald- und Naturpädagogik:

Grundgedanken der Waldpädagogik
Der Wald als Lernort bietet vielfältigste Möglichkeiten der Angebotserstellung, Elemente aus der Erlebnispädagogik, der Heilpädagogik, gar aus der Physiotherapie können mit einfließen. Entdecken und Erforschen, Wissenserweiterung werden auf ganzheitliche Weise spielerisch vermittelt.
Der Aufenthalt im Wald bietet dem Kind also alles, was es braucht, um sich zu entwickeln. Dem Bewegungsdrang und der Abenteuerlust trägt er Rechnung, ebenso bietet er Anlass für vielfältige Entdeckungen und Erkenntnisse. Es ist Raum und Zeit für Beobachtungen und Erlebnisse in der Natur. Bei ihren Streifzügen erforschen und entdecken die Kinder Tiere und Pflanzen, betrachten diese eingehend, spielen und konstruieren mit Naturmaterialien, bauen Hütten, spielen in der Pfütze, stauen einen Bach und lernen auf spielerische Weise den richtigen Umgang mit und in der Natur. Erst so kann die Natur ins Bewusstsein dringen und ein Element im Wertesystem des Kindes werden. Nur auf diese Weise kann ein Kind die Natur begreifen und schätzen lernen. Ergo, was der Mensch schätzt, das schützt er.

Ausgangssituation
Die Idee, eine offene Waldgruppe im Familienzentrum einzuführen, bedeutet in diesem Zusammenhang, dass jedes Kind ein paar Wochen am Stück die Waldgruppe am Vormittag besucht, die sich aus gleichaltrigen Kindern zusammensetzt, es aber ansonsten in einer der festen „Stamm-Gruppen“ integriert ist. Somit hat jedes Kind die Möglichkeit entsprechend seines individuellen Entwicklungsstandes eine respektvolle und harmonische Beziehung zur natürlichen Umgebung aufzubauen. Die Gruppensituation der Stamm-Gruppe wird dahin gehend positiv beeinflusst, da oft ein Teil der Gruppe nicht in der Gruppe ist. Weniger Kinder bedeuten geringerer Lärmpegel, mehr Platz zum Spielen, mehr Zeit, die die Erzieherinnen den einzelnen Kindern zukommen lassen können.

Räumliche Gegebenheiten
Mit der Waldgruppe werden wir hauptsächlich das Gelände des Waldpädagogischen Zentrum Bottrop und den angrenzenden Wald nutzen, welche wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hat großes Interesse an einer engen Zusammenarbeit signalisiert. Bei ungünstiger Wetterlage dürfen wir das Gebäude der Waldjugend mitbenutzen, welches mit Werkraum, Aufenthaltsraum und Küche ausgestattet ist.

Personelle Situation
Die Waldgruppe wird geleitet von der Gruppenleitung und von Ergänzungskräften der jeweils teilnehmenden Gruppen begleitet. Bei Sturm- und Unwetterwarnung wird der Waldtag nicht wie gewohnt draußen stattfinden, es wird auf entsprechende Alternativen ausgewichen.

Gruppenstruktur
Bei einem Projektblock werden die jeweiligen Kinder entsprechend ihres Alters aus den verschiedenen Gruppen zusammengeführt.
Jedes Kindergartenjahr wird neu geplant.
Ziel ist es, dass alle Kinder bis zum Schuleintritt für einen Projektblock die Jahreszeiten im Wald erleben durften.
Die durchschnittliche Gruppenstärke wird 15 bis 20 Kinder umfassen.

Waldzeiten
Die Kinder der Waldgruppe gehen 2 Tage die Woche, immer am Vormittag, in den Wald. Waldtage sind Donnerstag und Freitag.
Die Dauer eines Projektblocks umfasst jeweils 6 – 8 Wochen.
Die Blöcke sind so angelegt, dass ein Kind im Laufe seiner Kindergartenzeit jede Jahreszeit mindestens einmal in einem Projektblock erlebt hat.
Dezember, Januar und Februar sind „waldfreie Zeit“. Hier wird nach kurzfristiger Planung in den Wald gegangen.

Tagesablauf

  • Treffpunkt jeweils morgens um 8 Uhr in der Turnhalle.
  • Umziehen (Wichtig ist, dass die Kinder an ihren Waldtagen auch im Sommer lange Kleidung tragen wegen der Insekten und Zeckenbiss-Gefahr). Sie sollten schon zu Hause mit Sonnenschutz eingecremt und Insektenschutzmitteln eingesprüht sein. In der kalten Jahreszeit warme und wettergerechte Kleidung anziehen.
  • Einpacken der Materialien und des Frühstücks
  • Singen eines gemeinsamen Begrüßungsliedes
  • Aufbruch zur Bushaltestelle oder des fußläufig erreichbaren Zieles
  • Ankommen am Zielort, Aufbau des Tagesstandpunktes
  • Gemeinsames Frühstück
  • Freispiel / angeleitete Aktion
  • Gemeinsames Aufräumen, Einsammeln der Utensilien
  • Zusammenkommen, kurzes Resumeegespräch, Abschlusslied
  • Rückmarsch / Busfahrt
  • Zum Mittagessen wird die Waldgruppe wieder zurück in der Kindertagesstätte sein. Ausnahmen nach vorheriger Absprache mit allen Beteiligten sind nicht ausgeschlossen.
  • Nach dem Mittagessen werden die Kinder, je nach gebuchter Betreuungszeit, abgeholt oder gehen in ihre entsprechenden Stamm-Gruppen bzw. gehen ihren Nachmittagsaktivitäten wie Musikschule, Therapie, etc. nach.

Grundausrüstung der Kinder
Das Kind soll einen gut sitzenden Rucksack, möglichst mit Brustgurt, mitbringen. Darin soll eine 0,5 l Wasserflasche sein (nur Wasser ! … wegen der Bienen). Eine gesunde Brotzeit stellt der Kindergarten. Eine Garnitur Wechselwäsche im Sommer wäre von Vorteil.

  • Sommer: langärmelige und langbeinige Kleidung, die dreckig werden oder auch kaputt gehen kann, lange Socken, feste Schuhe, Kopfbedeckung. Bitte schon zu Hause Sonnenschutz und Insektenschutzmittel auftragen.
  • Winter: warme, wetterfeste Kleidung, die dreckig werden kann, evtl. Schneeanzug oder gefütterte Matschhose, warme und wasserabweisende Schuhe (Outdoorboots), Handschuhe, Mütze.


Teilnahmebedingungen

  • Die Eltern sorgen dafür, dass eine volle Garnitur Wechselwäsche im Kindergarten zur Verfügung steht. Jeder Elternteil ist für die Ausrüstung seines Kindes verantwortlich.
  • Die Eltern werden im Vorfeld zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, sie bekommen schriftliche Informationen zum Waldkonzept des Familienzentrums „Hand in Hand“.
  • Die Eltern füllen eine Einverständniserklärung zur Teilnahme ihres Kindes vor dem Beginn des jeweiligen Projektblocks aus. Die Teilnahme ist damit bindend, kann jedoch unter berechtigten Gründen von beiden Seiten her aufgehoben werden. Dann verbringt das Kind diese Zeit in der Stamm-Gruppe in der Kita.


Grundausstattung der Erzieherinnen

  • Wetterangepasste Kleidung, Handy, Erste-Hilfe-Set, Busfahrkarten, Brotzeit, Tarp, Mülltüten, Toilettenpapier, Heilerde zum Händewaschen, Wasser, Handtuch, Werkzeuge, Seile, Taschenmesser, Lupen, diverse Materialien, Isositzkissen, Fotoapparat, Glocke, …


Regeln im Wald und in der Natur

  • Es wird nichts in den Mund genommen (keine Beeren, Pilze oder Sonstiges gegessen)!
  • Rennen, Klettern, Springen mit Stöcken in den Händen sowie das Klettern auf Holzpoltern (Baumstammlagerstapeln) ist verboten!
  • Die Kinder bleiben im Sichtbereich einer Erzieherin und keiner geht alleine in den Wald!
  • Wir sind Gast im Wald! Es wird respektvoll mit Tieren, Pflanzen und Menschen umgegangen!


Förderaspekte, Lernerfahrungen und Ziele
Die Waldgruppe bietet optimale Voraussetzungen für die Entwicklung der Persönlichkeitsbereiche von Kindern, die sich derart entfalten können, dass sie sich den vielfältigen gesellschaftlichen Anforderungen gewachsen zeigen. Kinder sind Teil der Gesellschaft: Durch den ständigen Aufenthalt in einem Bereich, der auch Anderen, z.B. Spaziergängern, Waldarbeitern, Förstern, etc. zugänglich ist. So gibt es die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und miteinander in den Austausch zu kommen.
In der neuen Gruppe bauen die Kinder schnell intensive Beziehungen zu den anderen Kindern und Erwachsenen auf, da sie ein gemeinsames Thema verbindet, sie alle „gleich neu“ sind im Wald. Sie entwickeln Vertrauen in sich selbst und zu den anderen der Gruppe. Es entstehen soziale Bindungen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Der Wald bietet ein harmonisches und in seinen Anreizen wohldosiertes Angebot für ganzheitliches Lernen und lebendige Erfahrung aus erster Hand. Ständige Bewegungsanreize, Spiel- und Lernanlässe werden nicht künstlich geschaffen, die Kinder werden aus sich selbst aktiv, sie können kreativ und phantasievoll spielen und sich mit den Gesetzmäßigkeiten der Natur auseinander setzen.

Der Umgang in der Waldgruppe fördert die Kommunikation, zum einen dadurch, dass sie untereinander kommunizieren, beschreiben, berichten, benennen, und zum anderen, dass sie gezielter erkennen, hören, lauschen, spüren und waldtypische Gerüche wahrnehmen. Die Schärfung der Sinne ist ein unendlicher Schatz und schlägt sich auch in der Sprache nieder, schließlich haben sie das natürliche Bedürfnis sich mitzuteilen und zu hinterfragen.
Selbst der täglichen Busfahrt sind positive Aspekte zuzuschreiben. Die Kinder werden fit gemacht, sich aufmerksam im Straßenverkehr zu bewegen. Verkehrsregeln werden eingeübt, Rücksichtnahme auf andere Menschen wird ihnen abverlangt. Im Bus haben sie die Gelegenheit zur Ruhe zu kommen und zu kommunizieren.
Wir haben uns bewusst für die öffentlichen Verkehrsmittel entschieden, da Bottrop im Zusammenhang mit dem Stichwort „Innovation City“ ganz eng verbunden ist. In Zeiten von Klimawandel und Umweltschutz ist es für uns selbstverständlich, die Kinder an eine umweltbewusste Art der Fortbewegung heranzuführen.